Leseprobe aus Kap. 16: Die Hisbollah – oder: Was macht die UNO im Nahen Osten?


(Gekürzt und ohne Fußnoten)


Gute Koexistenz, Informationsaustausch und […] auch Kooperation
Uno-Kommandeure über ihr Verhältnis zur Hisbollah


Nach den bisherigen Ausführungen dürfen wir die Antwort auf die Frage, welche Funktion die diversen Uno-Einheiten in der Region in Wahrheit haben, vorwegnehmen: Die Vereinten Natio­nen erfüllen die Aufgabe des »Sozialarbeiters« für die anti­israeli­schen Banden, sie finanzieren, hätscheln, beaufsichtigen (und bremsen manchmal) ihre Aktivitäten, kurz: sie machen den Auf­passer und Schutzherrn.

Als im Herbst 2006 die Entsendung einer 12 000 Mann star­ken UN-Truppe in den Libanon beschlossen wurde (United Nations Interim Force in Lebanon, kurz: »UNIFIL«), hieß es, sie solle den Waffenschmuggel an die Hisbollah (»Partei Gottes«) unterbinden, den regulären libanesischen Streitkräften ihre Souve­ränität im Süden des Landes ermöglichen und so »den Frieden sichern«. Dies war der durch­gängige Tenor der Darstellung und dementsprechend auch die Tendenz des allgemein verbreiteten Bildes, nach welchem die Hisbollah (wie auch ihre palästinen­sischen »Kollegen«) selbstredend niemals Schütz­linge der UN sein können. Jedoch finden sich schon bei aufmerksamer Lektüre der Zeitungen genügend Hinweise, die diesem Bild widersprechen. Als unappetitliches Beispiel sei Jürgen Trittin vorangestellt, der im Sommer 2007 eine Dienstreise in den Libanon unternommen hat­te, bei der es auch zu Treffen mit Vertretern der »Partei Gottes« gekommen war. Nicht nur beim Göttinger, sondern auch beim Beiruter »Schwarzen Block« fühlt sich Trittin offensichtlich wohl. Der ›taz‹ gab er anschließend ein Interview:

›taz‹: »Die Hisbollah hat mit der Entführung von zwei israelischen Soldaten den Krieg im letzten Sommer ausgelöst. Sehen Sie nicht die Gefahr, daß ihre Milizen erneut eine solche Aktion durchführen?«

Jürgen Trittin: »Ich habe eher den Eindruck, daß die Hisbollah sich sehr positiv in die Gestaltung des politischen Prozesses im Libanon einbringt. Auch aus meinen Gesprächen mit Gegnern der Partei habe ich herausgehört, daß niemand mit einer solchen Aktion rechnet. Ihre Führung hat sich außerdem klar und deutlich für die Unterstützung der UN-Truppe Unifil ausgesprochen – und umgekehrt berichtet die Unifil von sehr guter Kooperation mit den lokalen Verantwortlichen im Süden. Die sind bei der Hisbollah.«[371]

Uno und Hisbollah verstehen sich also prächtig, jetzt müßte die Uno nur noch Dosenpfand für Hisbollah-Raketen einführen (ir­gendeine NGO ließe sich für die Umsetzung gewiß anheuern), und Trittin wäre vollends zufrieden. Auf seiner Webseite berichtet er, was er von den UNIFIL-Kommandeuren gehört hat: »Mit His­bol­lah, die aufgrund ihrer Popularität in der Bevölkerung im Sü­den hohe Legitimität genieße, besteht gute Koexistenz, Infor­ma­tions­austausch und – wo sie lokale Verwaltung stellt – auch Ko­operation.«[372]

Die UNIFIL hatte indessen schon lange zuvor ihre Stellungen im Süden des Libanon errichtet, die ersten im Jahre 1978; sie hatte währenddessen nicht nur ein Erstarken der Gotteskrieger ermög­licht, sondern Angriffe auf Israel auch tatsächlich begünstigt. Im Liba­nonkrieg 2006 – etwa 2000 »Blauhelme« befanden sich damals im Libanon – hatte die Hisbollah ihre Raketen auf Israel jedenfalls aus der unmittelbaren Nachbarschaft dieser UN-Posten abge­schossen, und damit lüftet sich auch das Geheimnis hinter den Vorfällen, die dazu führten, daß die Israelis damals einen UN-Stützpunkt getroffen und zerstört haben – das eigentliche Ziel waren natürlich die Abschußrampen der Hisbollah. Die Uno gab in einer Erklärung zu der Zerstörung dieses UN-Postens selbst zu, daß währenddessen Hisbollah-Angriffe auf Israel »aus unmit­tel­barer Nähe der UN-Stellungen« erfolgten.[373]  
[...]

... weiter lesen?

Zurück zur Startseite (über das Buch)